Digitalisierung: An der Schnittstelle Mensch-Technik.
Alle Welt redet gerade von „Digitalisierung“. Ganz so, als sei das etwas wirklich neues. Dabei meint „Digitalisierung“ im eigentlichen Sinn ja zunächst nichts anderes als eine „Ent-Analogisierung“, also zum Beispiel die Umwandlung und Speicherung von Musik auf Basis von digitalen Daten wie sie seit Mitte der 1980er-Jahre mithilfe der Compact Disc möglich ist.
Das ist locker dreißig Jahre her. Die digitale bzw. industrielle Revolution, die sich aktuell vollzieht, geht aber einen deutlichen Schritt weiter; statt um einfache Modifikation geht es heute um eine zunehmende Vernetzung der Dinge untereinander. Analoge und digitale Welt verschmelzen dabei immer mehr miteinander. Das umfasst so unterschiedliche Bereiche wie Social Media, Smart Cities, das Internet der Dinge oder das Thema „Industrie 4.0″ bis hin zur Vision der „Intelligenten Fabrik“, in der das Produkt selbst am besten weiß, ob seine Qualität den gesetzten Vorgaben entspricht.
Und wir Kreativen? Wo stehen wir in diesem Prozess? Was ist unsere Haltung? Mögliche Antworten dazu formulierte soeben die Munich Creative Business Week (MCBW), Deutschlands größter Design-Event für Gestalter und Auftraggeber. Unter dem Motto “Design Connects – The Smart Revolution” wurden dort unterschiedlichste Ansätze und Projekte an der Schnittstelle von neuer Technologie und Design vorgestellt und diskutiert. Der gemeinsame Nenner dabei: Design ist das verbindende Element, das zwischen Menschen und Menschen ebenso wie zwischen Menschen und Maschinen vermittelt; zwischen Cloud und Crowd ebenso wie zwischen Benutzeroberfläche und Datenbank.
Genau an dieser Schnittstelle zwischen Mensch und Technik könnten und sollten wir Kreative ansetzen. Egal ob DesignerIn, JournalistIn, FotografIn, FilmemacherIn, MusikerIn oder SchauspielerIn: Unsere Fähigkeit zur Emotion, zur Erfindung, zur Vermittlung und zur Gestaltung von Prozessen ist dabei ebenso gefragt wie unsere Fähigkeit, auch kritische Fragen zu stellen: Wie müssen Produkte und Services gedacht und gemacht sein, um die Bedürfnisse von Menschen zu erfüllen? Welche Aspekte der Digitalisierung sind wirklich relevant? Um welche Inhalte geht es dabei? Entsprechend breit ist auch unser Aufgabenfeld. Es reicht von FabLabs und 3D-Druck bis hin zu neuen Ansätzen in Bereichen wie Pflege oder Bildung, vom Design Thinking in der Produktentwicklung bis hin zu Aspekten der vernetzten Stadt (Smart City, Smart Home, Building Information Modeling), vom Meinungsblog über das Digital Storytelling bis hin zur künstlerischen Intervention. Viel zu tun also.
Text: Robert Uhde; Foto: Jarek Puczylowski; Installation und Fotoarbeit: Felix Wenzel und Sabine Lönne im Rahmen der 1. CREATIVE OLDENBURG.